Reise mit Hurtigruten – Tag 8: Mehamn – Hammerfest – Tromsø

Auch der achte Tag begann wieder mit ein paar Kurzaufenthalten von je einer Viertelstunde in Häfen, wo ich nicht an Deck war: Mehamn 0:45, Kjøllefjord 2:45, Honningsvåg 5:30, Havoysund 7:45 (jeweils Ankunft nach Plan). Auch war das Wetter nicht allzu gut, es war sehr bewölkt und immer wieder schneite es heftig. Erst kurz vor Hammerfest, als wir an der Insel Melkoya vorbeifuhren, war ich auf Deck sieben achtern, wo es einige Erläuterungen des Expeditionsteams zu Melkøya gab. Die Insel spielt eine wesentliche Rolle in der zweiten Staffel der norwegischen Fernsehserie Occupied und dürfte daher einigen Fernsehzuschauern bekannt sein.

Melkoya ist heute eine reine Industrieinsel, auf der ab 2002 die größte Erdgasverflüssigungsanlage Europas gebaut wurde, die 2008 nach einigen Anlaufschwierigkeiten (mit erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt) in Betrieb ging. Das im Gasfeld Snøhvit in der Barentssee geförderte Erdgas wird über eine fast 150 km lange Pipeline auf die Insel befördert, wo es verflüssigt wird und mit Gastankern zu den Abnehmern in Europa verschifft wird.

Gegen 11:30, mit gut einer halben Stunde Verspätung, lag die MS Nordkapp in Hammerfest am Kai. Wir nutzten die verbliebene Zeit bis zum Ablegen um 12:45 erst einmal für einen Besuch des Isbjørnklubben, um einen Rundgang durch die Ausstellung zu machen und dort endlich Mitglied zu werden (bei unserem Aufenthalt im Sommer hatten wir es nicht getan, und der Winter scheint sowieso die geeignetere Jahreszeit dafür zu sein). Daran schloß sich ein Spaziergang durch die völlig verschneite Stadt zur Kirche an.

Von Hammerfest ging es zwischen den Inseln Sørøya im Norden und Seiland und Stjernøya im Süden durch den Sørøysund und ein kurzes Stück in den Stjernsund nach Øksford, wo wir um 15:45 wiederum mit Verspätung anlegten. Hier wurden ordentliche Mengen gefrorenen Kabeljaus geladen, der uns bis Stamsund und Svolvær auf den Lofoten begleiten sollte (um beim späteren Löschen in den unteren Decks eine deutliche Duftmarke zu hinterlassen). Das dauert natürlich länger als die für Øksford vorgesehene Liegezeit von 15 Minuten, so dass die Verspätung auf rund eine halbe Stunde wuchs.

Entsprechend waren wir auch später in Skjervøy – immerhin ohne weitere Verspätung anzuhäufen. Dort gab es, derweil wir noch im Hafen lagen, eine schöne blaue Abendstunde mit einem wunderbaren Aufgang des Vollmonds über dem zerklüfteten Gebirgszug des Kvænangstindan – fast pünktlich um acht Uhr abends (am südlichen Ende des Kvænangstindan waren wir schon im Sommer mit dem Auto über das Kvænangsfjellet gefahren).

Von Skjervøy fuhren wir weiter durch Kågsund, Ullsfjord und Grøtsund Richtung Tromsø. Es wurde gemunkelt, es könnte Polarlicht geben, so bleiben viele dick eingemummelt gegen die Kälte auf dem Achterdeck und hielten Stative und Fotoapparate bereit. Trotz des anfänglich klaren Himmels waren es nicht die besten Bedingungen, die Polarlichtvorhersage war eher mäßig und es gab helles Mondlicht. Gegen 22 Uhr machte ich eine Reihe von Probeaufnahmen des Nachthimmels, um die richtige Belichtungszeit herauszufinden. Alle anderen Einstellungen hatte ich weitgehend schon zu Hause gemacht und als individuelle Voreinstellung gespeichert und damit schnell abrufbar gemacht, denn es ist nicht so einfach, im Dunkeln und mit klammen Fingern die vielen Knöpfchen und Rädchen am Fotoapparat zu bedienen. Erst später, nach dem Überspielen auf den Computer, sollte ich feststellen, dass auf den Probeaufnahmen teilweise ein leichter grüner Schimmer zu entdecken war. Mit dem bloßen Auge hatte ich davon überhaupt nichts gesehen.

Nach mehr als einer Stunde des Ausharrens in der Kälte tauchte hinter dem Schiff zwischen der zunehmenden Bewölkung ein klein wenig grünes Licht auf, das sich im wesentlichen nur durch den Sucher der Digitalkamera offenbarte. Es bewegte sich – bei weitem nicht so dramatisch, wie man es von vielen Zeitrafferfilmen kennt, für rund fünf Minuten über den Himmel, bis es gegen 23:20 komplett verschwand. Gegen 23:30 war hatte dann auch der letzte Standhafte das Stativ zusammengeklappt und den Fotoapparat eingepackt, und das Achterdeck war leer. (Anmerkungen zu den Fotos: Auf einem sich bewegenden Schiff wird jedes Foto bei Belichtungszeiten von einigen Sekunden unscharf. Ich habe den Grünkanal heftig hochgezogen, sonst wäre nur wenig zu sehen vom Nordlicht.)

In Tromsø hatte die MS Nordkapp einen Teil der Verspätung wieder aufgeholt, so dass wir kurz nach Mitternacht von Bord gehen konnten. Sich bei einem Aufenthalt in Tromsø einfach in die Koje zu legen, kam uns trotz der späten Stunde nicht in den Sinn. Stattdessen mussten wir den neunten Tag unserer Reise mit einem Besuch in der direkt gegenüber vom Kai gelegenen Kneipe Rorbua einläuten, um ein Bier zu trinken, selbstverständlich von Mack, der ehemals nördlichsten Brauerei der Welt. Zurück zum Schiff war es dann ja nicht mehr weit.

Das Dinner das achten Tags stand unter dem Motto Das Licht aus dem Norden: „Nicht zuletzt wegen der Nordlichter (Aurora Borealis) ist der arktische Winter ein einzigartiges Mysterium. Die Wikinger glaubten einst, dass der Wintergott Ullr dieses besondere Licht schickte. Heutzutage wissen wir, dass Nordlichter aus Sonnenwinden entstehen, die mit Erdmagnetfeldern kollidieren. Mit einem besonderen Aurora-Menü sowie einer delikaten Weinauswahl ehren wir heute das nordische Naturspektakel.“

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4 Antworten auf „Reise mit Hurtigruten – Tag 8: Mehamn – Hammerfest – Tromsø“

  1. Oh Melkøya. Da kann ich zumindest etwas mitreden. Die Serie “Occupied” hat mich auf skandinavische Serien gebracht. Großartig, mit hier unverbrauchten Gesichtern und teilweise interessanten Scripts.

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